Georg Weerth

HOMEPAGE

Karl Liebknecht

Der politische Massenstreik und die Gewerkschaften (1. 10. 1910)
Frauenwahlrecht (12. 5. 1912)
Die Krise der Sozialdemokratie
Teil 1 Sozialismus oder Barbarei ?
Teil 2 "Jetzt stehen wir vor der ehernen Tatsache des Krieges"
Teil 3 Das Aufkommen des Imperialismus
Teil 4 Die Türkei
Teil 5 Aber der Zarismus!
Teil 6 Die Einstellung des Klassenkampfes
Teil 7 Invasion und Klassenkampf
Teil 8 Kampf gegen den Imperialismus
Anhang Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie
Lenin Über die Junius-Broschüre
Das Versagen der Führer (11. 1. 1919)
Kartenhäuser (13. 1. 1919)

Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg wurde am 5. März 1871 in Zamocz, einer Kleinstadt in der Gegend von Lublin im damaligen Russisch-Polen geboren. Einige Jahre nach Rosas Geburt übersiedelte die Familie nach Warschau. Dort besuchte Rosa Luxemburg das zweite Mädchengymnasium, das erste war der russischen Oberschicht vorbehalten. 1882 War in Polen die "Sozialistische revolutionäre Partei Proletariat" gegründet worden. Diese Partei wurde 1884 bis 1885 im wesentlichen von der zaristischen Polizei zerschlagen und als Rosa Luxemburg beitrat waren nur noch einzelne Gruppen übrig geblieben. Als die Polizei dem Zirkel auf die Spur kam, in dem Rosa organisiert war, mußte sie fliehen. Sie ging illegal über die Grenze und taucht einige Zeit später in Zürich auf. Hier studiert sie bei Julius Wolf Nationalökonomie. Wolf in seinen Memoiren: "[Ich] hielt dem begabtesten der Schüler meiner Züricher Jahre, Rosa Luxemburg, ... die akademischen Steigbügel, sie machte ihren staatswissenschaftlichen Doktor (mit einer trefflichen Arbeit über die industrielle Entwicklung Polens) bei mir." Während dieser Zeit lernt sie auch andere polnische und russische Emigranten kennen, wie Plechanow, Axelrod, Vera Sassulitsch und Leo Jogiches. Sie wohnt bei einer deutschen Emigrantenfamilie, Lübeck, mit deren Sohn sie später eine Scheinehe eingeht, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. Diese Ehe wurde 1903 wieder geschieden.

Im Jahre 1893 entstand die "Polnische Sozialistische Partei" (PPS), die hauptsächlich für die Unabhängigkeit Polens eintrat und die sehr nationalistisch eingestellt war. Gegen diesen Nationalismus gründete Rosa Luxemburg zusammen mit Leo Jogiches und Julian Marchlewski die Zeitschrift "Sprawa Robotnicza" (Arbeitersache). Luxemburgs These war, das die Unabhängigkeit Polens nur durch eine allgemeine Revolution in Deutschland, Östereich und Rußland möglich wäre. Die Aufgabe sei daher nicht der Kampf für ein unabhängiges Polen, sondern der Kampf gegen den kapitalistischen Staat überhaupt. Dabei leugnete Rosa Luxemburg auch das Selbstbestimmungsrecht der Nationen, ein Fehler, den sie bis zu ihrem Tod nicht überwunden hat. Lenin hat seinen Streit mit ihr 1913 kommentiert: "Darin besteht eben der Kernpunkt des lächerlichen Fehlers Rosa Luxemburgs, dessentwegen sie schon vor langem sowohl in der deutschen als auch in der russischen Sozaildemokratie (1903) ausgelacht wurde: daß man aus Furcht, dem bürgerlichen Nationalismus der unterdrückten Nationen in die Hände zu arbeiten, nicht nur dem bürgerlichen, sondern selbst dem reaktionären Nationalismus der unterdrückenden Nationen in die Hände arbeitet." (Werke, Bd. 17)

1893 kommt es zur Spaltung der PPS und der Gründung der "Sozialdemokratie des Königreichs Polen", deren Vorsitzende Rosa Luxemburg und Leo Jogiches sind. Etwas später schließen sich Gruppen polnischer Arbeiter aus den Gebieten Grodno und Wilna an (u. a. auch Felix Dzierzynski), so daß die Partei in "Sozialdemokratie des Königreichs Polen und Litauens" umbenannt wird.

1897 beendet Rosa Luxemburg ihr Studium, erhält den Titel Dr. jur. und siedelt nach Deutschland über, um unter den polnischen Arbeitern in Posen und Oberschlesien legal zu arbeiten. Sie arbeitet unter anderem für die Leipziger Volkszeitung und organisiert Versammlungen der polnischen Arbeiter. Nach einigen Jahren nimmt sie ihren festen Wohnsitz in Berlin. Zu dieser Zeit vertrat Eduard Bernstein die Behauptung, der Kapitalismus hätte sich geändert, sei friedlich geworden und eine Aussöhnung der alten Gegensätze sei möglich. Bernstein forderte, den Sozialismus als Ziel aufzugeben, nicht für die Revolution sondern für Reformen einzutreten. Dagegen schrieb Rosa Luxemburg 1899 ihr Buch "Sozialreform oder Revolution", eine gründliche Abrechnung der Ideen Bernsteins.

Photo von Rosa Luxemburg Infolge der russischen Revolution 1905 kommt es auch in Deutschland zu großen Streiks und Rosa Luxemburg kann erstmals auf Verlangen der Mitglieder auf Gewerkschaftsversammlungen sprechen, die ihr bis dahin verschlossen gewesen waren. Und während die Reformisten in der SPD Rosa noch als "das tapfere Heldenweib" verspotten, ist sie schon unterwegs nach Warschau. Allerdings wird sie am 4. März 1906 zusammen mit Leo Jogiches verhaftet. Zuerst kommt sie in eine Einzelzelle im Warschauer Rathaus, dann in den berüchtigten 10. Pavillion der Warschauer Festung. Schließlich gelang es ihren Freunden, sie am 28. Juni auf Grund eines ärztlichen Attestes und gegen eine Kaution von 3000 Rubel frei zu bekommen. Nach einem Monat erhält sie die Erlaubnis, Warschau zu verlassen. Ihre Erfahrungen hat sie in der Brochüre "Massenstreik, Partei und Gewerkschaften" zusammengefaßt.

1907 wurde Rosa Luxemburg als Dozentin für politische Ökonomie an die Zentrale Parteischule der deutschen Sozialdemokratie berufen. Aus ihren Vorlesungen entstand die "Einführung in die Nationalökonomie", die erst fünf Jahre nach ihrem Tod herausgegeben wurde. Das Buch ist unvollständig geblieben, da nur ein Teil des Manuskripts in ihrem Nachlaß gefunden wurde. 1910 nahmen die Wahlrechtskämpfe gegen das Dreiklassenwahlrecht einen neuen Aufschwung, in Berlin demonstrieren 100 000 Menschen und in vielen Städten des Reiches kommt es zu blutigen Zusammenstößen mit der Polizei. Für Rosa Luxemburg ist es klar, daß "die preußische Wahlreform unmöglich durch parlamentarische Mittel gelöste werden kann, nur eine unmittelbare Massenaktion draußen im Lande vermag hier Wandel zu schaffen".

Der politische Massenstreik und die Gewerkschaften (1. 10. 1910)

Aber plötzlich reißt die Bewegung ab. Der sozialdemokratische Parteivorstand hatte in einem geheimen Rundschreiben die Weiterführung der Kampagne verboten! Karl Kautsky, der als der größte Theoretiker der SPD gilt, tritt jetzt offen gegen Rosa Luxemburg und die öffentliche Erörterung des Massenstreiks auf. Kautsky lehnt auch die Forderung der Republik ab.

In diesem Zusammenhang nahm Rosa Luxemburg etwas später auch noch einmal Stellung zum
Frauenwahlrecht (12. 5. 1912)

1914. Es ist Krieg. In ganz Europa sind die Menschen wie versessen, einander die Kehle durchzuschneiden. So allgemein der Wahn, so allgemein war ein Jahr später auch das Schädelbrummen. "Gefallen für Kaiser und Vaterland" - im Stacheldraht in Flandern oder in den Karpaten verreckt! Wer war schuld, warum hatten alle Führer der deutschen Arbeiterbewegung zur Verteidigung der abendländischen Kultur aufgerufen, obwohl sie es besser wußten ? Wie konnte es soweit kommen ? Rosa Luxemburg versucht diese und andere Fragen zu klären. Ihre berühmt gewordene Junius-Broschüre, im April 1915 heimlich im Gefängnis geschrieben und ein Jahr später illegal in Deutschland verbreitet, versucht Antworten zu geben.

Die Krise der Sozialdemokratie
Teil 1 Sozialismus oder Barbarei ?
Teil 2 "Jetzt stehen wir vor der ehernen Tatsache des Krieges"
Teil 3 Das Aufkommen des Imperialismus
Teil 4 Die Türkei
Teil 5 Aber der Zarismus!
Teil 6 Die Einstellung des Klassenkampfes
Teil 7 Invasion und Klassenkampf
Teil 8 Kampf gegen den Imperialismus
Anhang Leitsätze über die Aufgaben der internationalen Sozialdemokratie


Lenin Über die Junius-Broschüre

Das Versagen der Führer (11. 1. 1919)

Kartenhäuser (13. 1. 1919)

Am Abend des 15. Januar 1919 wurden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zusammen mit Wilhelm Pieck in Wilmersdorf verhaftet. Wilhelm Pieck hat davon später berichtet: "Durch einen noch nicht aufgeklärten Verrat war aber den Weißgardisten bereits am nächsten Tag der neue Aufenthalt von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht bekannt geworden. Als der Verfasser dieses Artikels am Abend des 15. Januar gegen 9 Uhr die beiden Genossen in ihrer Wohnung aufsuchen wollte, war die Wohnung militärisch besetzt und Karl Liebknecht schon verhaftet und abtransportiert worden. Rosa Luxemburg befand sich noch in der Wohnung und wurde von mehreren Soldaten bewacht. Auch ich wurde beim Betreten der Wohnung von den Soldaten festgenommen und durchsucht. Nach kurzer Zeit kam eine Anzahl Soldaten unter Führung von zwei Zivilisten, die der Wilmersdorfer Einwohnerwehr angehörten, einem Ingenieur Lindner und einem Gastwirt Mehring, um die Wohnung zu durchsuchen. Sie zwangen Rosa Luxemburg, die wegen heftiger Kopfschmerzen im Bett lag, aufzustehen und sich anzukleiden, und nach kurzer Zeit wurden sie und ich auf die Straße geführt und genötigt, ein Auto zu besteigen, das nach kurzer Fahrt vor dem Eden-Hotel, einem der größten Berliner Hotels in der jetzigen Budapester Straße, hielt. ... Rosa Luxemburg wurde sofort in die erste Etage des Hotels gebracht, wo ein Hauptmann Pabst als sogenannter Gerichtsherr sie einer Vernehmung unterzog." Den Mord an Rosa Luxemburg schildert E. Gumbel so: "Als Rosa Luxemburg durch den Haupteingang des Eden-Hotels fortgeführt wurde, stand derselbe Runge an der Tür. Hauptmann Petri hatte Befehl gegeben, man solle dafür sorgen, daß die Luxemburg nicht lebendig ins Gefängnis komme. Als Frau Luxemburg durch die Tür kam, schlug Runge ihr zweimal auf den Kopf, so daß sie umsank. Der den Transport führende Oberleutnant Vogel hatte nichts dagegen getan. Man schob Frau Luxemburg in den Wagen. Als der Wagen abfuhr, sprang ein Mann von hinten auf und schlug sie mit einem harten Gegenstand auf den Kopf. Unterwegs schoß Oberleutnant Vogel der Frau Luxemburg noch eine Kugel durch den Kopf. Man fuhr zwischen Landwehrkanal und Zoologischem Garten entlang. Am Landwehrkanal stand eine Gruppe Soldaten. Das Auto hielt, die Soldaten warfen die Leiche auf Befehl Vogels in den Kanal. Die am Mord Beteiligten ließen sich am Tage danach bei einem Saufgelage photographieren."



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